"Guerilla Knitting" oder "When was the last time you did something for the first time?"
Ich muss
zugeben ich bin ein Gewohnheitsmensch. Ich bewege mich am liebsten in
meiner kleinen gemütlichen Comfortzone und Spontanaktionen sind eher
Seltenheiten. Manche finden das langweilig und vielleicht sogar ein
bisschen spießig, aber das ist eben mein Weg. Aber manchmal gibt es
kleine Ausbrecher auf die ich dann total stolz bin. So wie letzte
Woche.
Jedes
Semester veranstaltet unsere Hochschule eine Art Projektwoche – die
Werkstattwoche. Dozenten, Studenten oder Außenstehende bieten
unterschiedliche Kurse an. Die ersten beiden Semester habe ich
Fotografie – Kurse belegt, im letzten Semester habe ich eine
Exkursion nach Berlin gemacht. Und dieses Semester habe ich mich für
Guerilla Knitting entschieden. „Guerilla was?!“ - „Guerilla
Knitting!“ Viele konnten herzlich wenig mit diesem Begriff
anfangen. Auch ich hatte nur eine leise Ahnung was mich erwarten
würde. Grob erklärt ist Guerilla Knitting eine Art Streetart. Man
bestrickt Gegenstände im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel Bäume
oder Geländer. Alles sehr künstlerisch, frei und bunt. Kurz gesagt
überhaupt nicht mein Ding.
Aber eben
auch ich habe sogar manchmal Lust neue Dinge auszuprobieren und
irgendwie hatte ich im Gefühl, dass aus dem Stricken und mir was
werden könnte. Eine kleine Liaison neben den täglichen Arbeiten am
Pc.
Ich musste aber gleich lernen, dass Stricken leider nicht für
meine motorischen Fähigkeiten geschaffen ist. Oder meine
Fingerfertigkeit eben nicht fürs Stricken. Wie man's nimmt.
Ich hab mit
dann mit dem Häkeln angefreundet und so saßen 9 Studenten und eine
Dozentin in der Hochschule, ganz klassisch im Stuhlkreis und haben
uns die Finger wund gestrickt – und eben gehäkelt.
Rückblickend
kann ich sagen, dass die letzte Woche sehr anstrengend aber
gleichzeitig auch sehr lehrreich war. Ich war durchgehend erschöpft
und müde, weil ich wirklich voll dabei war. Ich bin der Häkel –
Sucht verfallen. Ich hab jede Möglichkeit genutzt zu häkeln, ich
konnte einfach nicht mehr davon ablassen. Vor dem Essen, nach dem
Essen, während der Zugfahrt, im Bett. Ich und die Häkelnadel –
eine kleine Liebe.
Dank dem
schönen Wetter konnten wir auch draußen werkeln, es gab Erdbeeren
und Nüsschen, ein gutes Pläuschchen und viel bunte Wolle. Da ist es
dann auch nur noch halb so schlimm, wenn man abends kaum mehr im
Stande ist sich zu bewegen und man keine Nachrichten mehr mit dem
ledierten Daumen schreiben kann, sondern nur noch Sprachnotizen via
Whatsapp verschicken kann. Das Ergebnis hat schlussendlich gestimmt.
Ich glaub wir waren alle sehr stolz auf uns.
PS: Wer unsere bunte Streetart sehen will, kann das am Siegesdenkmal in Freiburg!
Apfelkuss, eure
Saskia